Mittwoch, 16. März 2011

Wie gut sind Verschwörungstheorien?

Sie sind um so besser, als sie wahrscheinlich sind. Ich verweise hier auf eine kleine Recherchearbeit zu dem Fall Joseph Oehmen von Gregor Keuschnig vom Blog Begleitschreiben, den ich auch am Rande verlinkt habe. Er zeigt den Weg eines Aufsatzes auf, der mittlerweile fröhlich zitiert wird und sich durch das Netz hindurch frisst. Keuschnig schließt  seinen Artikel wie folgt:
Auch im englischen Original gibt es mehrere Autoren. Hier ist zunächst ein gewisser Barry Brook der Verfasser. Es fehlen lediglich Oehmens Schlußfolgerungen. Auch Brook ist kein Unbekannter. Sein Aufsatz ist auch auf der Webseite "theenergycollectrive" verlinkt, die sich "powered from SIEMENS" gibt. ("The Energy Collective's mission enjoys the generous support of Siemens Corporation"). Dort schreibt Brook auch Artikel.

Die scheinbar so neutrale Darstellungsweise ist also gesponsert von der Energiewirtschaft. Zum Oehmen-Text wird das Pamphlet erst auf der Webseite "Nuclear Information Hub" des MIT. Den Hinweis auf eine Mitautorenschaft von Barry Brook unterbleibt dort. Bei EIKE ist es immerhin vermerkt. Bei der "Achse des Guten" fehlt sie wiederum.
Mich interessiert an dem kleinen Lehrstück zur Desinformation im Netz, wie leicht es doch ist sich im Netz das zu beschaffen, was man für die eigene Argumentation braucht. Selbst die selbsternannten Wächter des wachen Verstandes fallen also in die Recherchemaschen des Netzes. Offensichtlich ist in diesen Tagen niemand annähernd so gut wie er glaubt zu sein.

1 Kommentar:

  1. Danke für die Verlinkung. Das Netz ist auch nur ein "dual-use"-Produkt. In ihm findet sich sehr viel Gutes und Wahres. Aber es wird immer auch gezielte Desinformation oder Lügen geben. Die Aufgabe des Lesers besteht darin, dies zu unterscheiden. Viele neigen dazu, nach ihrer jeweiligen Meinung zu suchen und das andere auszublenden.

    AntwortenLöschen