Donnerstag, 31. März 2011

Entschuldigung

Liebe Frau Nucleus,

Wir haben unglaublich viele Bücher im Haus.
Mein Sohn hat mir gestern schon mitgeteilt, dass er das Buch "Rudi Rüssel" aus der Klassenbücherei nicht auffinden kann. Ich habe schon ein wenig mit ihm gesucht. Aber es kann durchaus sein, dass wir das Buch zwischendurch einfach weggeräumt haben und es sich jetzt ganz ruhig verhält, um seinem Schicksal zu entgehen.

Mit freundlichen Grüßen
Karl Gumbricht 31.03.2010+1

Dienstag, 29. März 2011

zehnseiten

Ich habe dieses Web-Schätzlein gefunden: zehnseiten
Darin wird konzentriert aus dem Werk der Autoren von ihnen selbst oder deren Übersetzer vorgelesen. Genau zehn Seiten. Ich habe mir vom gezähmten Wondratscheck aus seinem neuen Roman "Das Geschenk" vorlesen lassen. Die Seite ist was für Bibliophile. Sie vermittelt den Eindruck einen wertvollen Gegenstand in der Hand zu halten. Die Seite, schwarzer Grund, ist dreigeteilt. In der Mitte liest der Autor vor weißem Hintergrund, als wäre für ihn das Lesepult ausgeleuchtet, rechts davon Kann man zwischen der Liste der Autoren und ihrer Werke und der Information über das gerade geladene und vorgetragene Werk und dessen Autor umschalten, die dann links der Lesung erscheinen. Das ist alles ganz schön in Szene gesetzt. Ich habe zehnseiten am rechten Rand unter "Wortfamilie" verlinkt.

Montag, 28. März 2011

Der Kumpel

 Diesen kleinen Fund habe ich wie einen Schatz gehoben. Hier unten im ländlichen Raum wird Papier dezentral in großen Containern gesammelt. Man steigt auf ein kleine Stahltribühne und wirft von oben sein Mischpapier auf das der Nachbarn und Mitbürger. Aus dem Augenwinkel, mit ungenauer Aufmerksamkeit, erspähte ich das Cover eines Taschenbuches in dem Wust aus Papieren und Zeitschriften. Als erstes sprang mir der Verlag "rororo" in die Augen und die klassische beige Farbe dieser Reihe. In großen Lettern über dem Titelbild der Autor: John Updike! Muss ich haben! In der Nachlese, nachdem ich mit einem langen Stab das Buch aus dem Meer vermischter Druckmittel gefischt habe, stelle ich den Titel fest: Amerikaner und andere Menschen/ Essays. Passt wunderbar in meine Absicht mich diesem Autor endlich mal 
zu zuwenden. Und dann habe ich den ersten Essay aus der 
Sammlung "Interviews mit zu wenig berühmten Amerikanern
gelesen. Daraus widme ich dieses Zitat meinem Freund.

Der Kumpel ist wie Nebel, wie eine Pfütze. Seinetwegen läuft der Rückspiegel an, er ist das dankbar hinuntergeschüttete Glas Wasser am Spülbecken in der Küche. Wie auf dem Meer gibt es einen Horizont der Melancholie, der zurückweicht und nicht überfahren werden kann, auch wenn man tagelang in hartnäckigem Schweigen segelt, während die Takelage knarrt, die Wellen gegen den Bug klatschen und eine einzelne Möwe vom Heck abhebt. Seine Schönheit besteht darin, dass er diesen Horizont in einem eröffnet. Denn wenn er dein Kumpel ist, bist du seiner. Die männliche Wüste in uns grenzt an die seine. Er ist eine Fata Morgana.



Höhere Wahlbeteiligung

Mit etwas über 66% Wahlbeteiligung in Baden-Württemberg ist das ein gute Wahl gewesen - unabhängig vom Ausgang. Deutliche Aussagen haben zu gewonnen. Parolen haben beim Wähler letztlich nicht verfangen. Auch erscheint der Wähler weitestgehend informiert was die Geschichte der Laufzeitverlängerung und die Haltung der heutigen Bundesregierung auf der einen Seite und dem eingeleiteten Umstieg seitens der Rot-Grünen Regierung angeht. Wie konnte Kanzlerin und Partei derart unglaubwürdig argumentieren und handeln? Jedenfalls hat die Kanzlerin nun ein Ergebnis, nach dem sie ihre Entscheidungen ausrichten kann. Sicher ging es in Baden-Württemberg gar nicht mehr um Bahnhöfe. Es ging um Zukunftsfähigkeit. Zukunft- und Technikfreundlichkeit ist grün. Begreift das die CDU, wird sie sich womöglich auch wieder der demokratischen Realität stellen und den Grünen nicht noch einmal die Koalitionsfähigkeit absprechen. Die Grünen sind gerade in Baden-Würrtemberg in der Mitte. Bei den 30 bis 60 Jährigen waren beide Parteien gleichauf. Die über 60 Jährigen (deutlich) mehrheitlich CDU und auch unter 30 bestand die CDU den Test etwas besser, als ich erwartet hatte und lag mit etwa 6% vor den Grünen.

Samstag, 26. März 2011

Wählen gehen

Ich möchte mal den pessimistischen Blick auf die Politik im Allgemeinen aufhellen. Denn in unserer Gesellschaft und Politiksystem hat man nach wie vor die Wahl. Brüderles Aufrichtigkeit lässt sich durch ein Kreuz auf den zukünftigen Wahlscheinen belohnen. Merkels Drehvermögen ist ebenso abstimmbar.

Außerdem denke ich bei aller Kritik an politischen Entscheidungen, dass wir davon ausgehen sollten, dass Politiker nicht nur die Macht im Blick haben, sondern auch das Wohl und Weh des Staatsgebildes und seiner Bürger.
Brüderle kann man letztlich auch nicht viel vorwerfen, außer, dass er seiner Überzeugung folgend, den Wechsel der Regierung so beschrieben hat, wie ihn die interessierte Öffentlichkeit selbst wahrnehmen konnte. Erst in der Debatte, als er sagte das Protokoll sei fehlerhaft, hat er offensichtlich gelogen. Brüderle ist ansonsten ja konsequent. Dennoch kann man nur hoffen, dass er und die Kanzlerin sich über die drei Monate hinaus ins Stammbuch schreiben lassen, dass sie auf eine antiquierte Technik gesetzt haben, von der sich die Bürger längst schon abgewandt hatten, weil sie an eine Zukunft glauben, die sich die Konservativen nicht vorstellen konnten. Damit haben sich die Konservativen abgewandt vom Gestaltungswillen der kennzeichnend ist für gute, der Zukunft zugewandten Politik.
Aber wir haben die Wahl! Ich werde nicht müde zu erwähnen, dass in anderen Ländern Menschen für dieses Recht, auch das zu sagen was wir hier austauschen dürfen und das Recht zur Wahl zu gehen, ihr Leben riskieren. Wir aber sind Müde geworden. Wir knicken ein, wenn uns die Fehlbarkeit jener Menschen ins Gesicht schlägt, die wir für Verantwortlich halten. Und dann? Jammern wir, dass man nicht wirklich die Wahl habe und wozu ginge man denn dann zur Wahl, man habe in Wirklichkeit gar keine! Die Attribute, die wir den Parteien zuschreiben sind negativ, die Chancen, die wir ihren Gestaltungsmöglichkeiten geben unzureichend, ihre Repräsentanten generell suspekt. Wir unterstellen weder ihren Themen, noch ihren Möglichkeiten Gutes. Wir machen uns zu Anwälten einer Politik der Sachzwänge und lassen die Demokratie veröden. Wir, das sind mehr oder weniger 50% der Bevölkerung. Nicht wählen ist keine Option. Sind wir nicht einmal mehr bereit, zu ängstlich, die falsche Wahl zu treffen? Das müssen wir wohl riskieren, dass wir auch mal die falsche Wahl treffen.

Dem [Kommentar zu dieser Diskussion] entnommen.

Donnerstag, 24. März 2011

Stèphane Hessel - Empört Euch!

Habe gerade das Manifest von Stèphane Hessel: Empört Euch! gelesen. Mein Freund, der Buchhändler hatte es kommentiert und ich kann ihm letztlich recht geben. Seine Stärke liegt im griffigen Titel. Analytisch ist da nichts neu. Interessant ist es den Text als empörten Rückblick  hinsichtlich der Ziele dieses überaus engagierten Weltbürgers zu lesen.

Je ne suis pas d'accord mit Hessels in dem Absatz über Israel, speziell seiner Darstellung der Hamas und dem unterschwelligen Terrorismusverständnis, welches er im folgenden Absatz freilich relativiert, indem er den Weg der Gewaltlosigkeit einfordert. Zwar bezweifelt er den Nutzen der Raketen auf  Sderot, lässt sich aber zu der (in dieser Sache) etwas zu Verständnisvollen Aussage hinreißen:
"Es ist der Sache der Hamas abträglich, aber angesichts der Verzweiflung der Menschen im Gaza-Streifen leider verständlich. In der Verzweiflung ist Gewalt ein bedauerlicher Kurzschluss zur Beendigung einer für die Betroffenen unerträglichen Situation." 
So what? Das gilt für die Israelis auch. Keine gute Überleitung zu (später im Text):
"Wir müssen begreifen, dass Gewalt von Hoffnung nichts wissen will. Die Hoffnung ist ihr vorzuziehen - die Hoffnung auf Gewaltlosigkeit."
Am Ende bleibt dann doch, nachdem man das Büchlein beiseite gelegt hat, die Bewunderung die man dem 93-Jährigen für sein nicht abbrechendes Engagement für eine bürgerliche Partizipation entgegenbringt.
"Den "Ohne mich"-Typen ist eines der absolut konstitutiven Merkmale des Menschen abhanden gekommen: die Fähigkeit zur Empörung und damit zum Engagement."

Links zum Thema:



Jonathan Franzen - Freiheit

Gelesen habe ich um den Jahreswechsel herum "Freiheit" von Jonathan Franzen. Wie meinem Vater, dem ich das Buch zu Weihnachten schenkte, so war auch ich begeistert von Pattys Lebensbeichte. Wie er finde ich die Präzision der Beschreibung der Persönlichkeiten großartig. Wie er genieße ich diesen subtilen Wechsel der Sprache, je nach Perspektive der Erzählung. Und wie er empfand ich den zweiten Teil des Buches ungleich schwächer als den ersten. Was Pattys Sohn umtreibt interessiert mich nicht so sehr. Als Gegenspieler zum Vater finde ich die Figur aber gelungen. Allerdings bleibt er blass gegenüber Patty, dem Rockstar und Walter. Diese drei umkreisen die eigentliche Problematik bedingter Bindungen und Beziehungen, die ausweglos erscheinen

Franzen, so wie Roth und die anderen Amerikaner, schreiben in Cinemascope.

Mein Freund, der Buchhändler fand das Buch nicht so gut. Vielleicht eine Drei. Aber eine Drei bei Frantzen ist immer noch lesenswert. War es Dennis Scheck, der über den Roman "Demütigung" von Philip Roth sagte: "Ein schlechter Roth ist immer noch ein gutes Buch!"?



Mittwoch, 23. März 2011

Philip K. Dick - Marsianischer Zeitsturz

Die Geschichte die Philip K. Dick da erzählt, ist schnell zusammengefasst:

Die Erde ist gnadenlos überbevölkert. Die Besiedelung des Marses wird von dort aus betrieben. Die Menschheit hat zu dem mit der Last weit verbreiteter psychotischer Störungen zu kämpfen. Unter diese Störungen fallen unter anderen der Autismus, aber auch genetische Defekte werden von der Gesellschaft isoliert. Die Siedlungen des Mars sollen davon frei bleiben. Dennoch sind auch auf dem Mars Menschen von psychischen Krankheiten und leichteren Neurosen geplagt. Und es werden Kinder geboren, die auf die eine oder andere Art abnorm sind und Autisten sind auch unter ihnen. Sie werden in einer Pflegeanstalt betreut.

Diese psychischen Störungen, so wirft eine Theorie in dem Buch auf, verändern in einer Weise die Zeitwirklichkeit, dass es möglich wird Vergangenheit und Zukunft zu manipulieren. Oder so. Jedenfalls ändert diese Tatsache das vormals abnorme in eine besondere Gabe, derer sich ein geschäftstüchtiger Politiker bedienen möchte um ein profanes, aber lukratives Geschäft zu seinen Gunsten abwickeln zu können.

Nebenher lässt K. Dick sein Personal über Wirklichkeit, Norm und die Gesellschaft nachdenken. Das ist recht interessant und, wenn man bedenkt, wann der Roman geschrieben wurde, ziemlich visionär. Wie oft bei guter SF fühlt man sich während des Lesens bald schon überholt, selbst wenn die Technikversprechen der Vergangenheit noch nicht erfüllt sein sollten. Dies gilt bei Dick vor allem für die Fragestellung hinsichtlich des Umgangs der Gesellschaft mit der nicht normierbaren Existenz des Menschen, die eben auch Behinderungen für das Leben bereit hält und sich in verschiedensten Formen manifestiert. Die PID-Debatte nimmt er in diesem Sinne vorweg. Jedenfalls  kann man das Buch so lesen und den Wunsch jener Gesellschaft, sich der als Krankheit und Hindernis und Kostenfaktor empfundenen Nicht-Normierbaren zu entledigen, als Analogie zu der heutigen Debatte sehen.

Die Personen wirken eher eindimensional. Sie tragen die Fragen die der Autor in seiner Geschichte entwickelt und wirken dabei aber etwas stereotyp, nicht sehr lebhaft, obwohl Dick es versteht die Motivation der Handelnden glaubhaft heraus zu arbeiten. Beeindruckend allerdings sind jene Szenen, in denen sich Dick darin versucht die Erlebniswelt und Wirklichkeit der psychotischen Charaktere nach zu vollziehen.

Der Roman ist in der 2005 in einer Philip-K.Dick Taschenbuch-Edition im Heyne-Verlag erschienen, in schönem blauen Nadelstreifen. Laut Amazon scheint das Buch in der Form nur noch antiquarisch auffindbar zu sein. Es gibt jetzt bei Heyne wohl auch einen Sammelband mit dieser Story und der Vorlage zu Blade Runner, eine Geschichte, die ursprünglich Träumen Robotor von elektrischen Schafen hieß und dem Roman Ubik. Wie auch immer.  Mein Buchhändler wird sicherlich die ein oder andere Ausgabe für den Leser auffinden können. Immerhin hat er auch antiquarisches zu bieten.

Diese Buch war kurzweilig. Es ist niederschwellige Literatur mit hochwertiger Fragestellung. Ich kann es empfehlen. Jetzt freue ich mich schon auf Ubik. Mein Buchhändler hat es mir erst neulich geschickt.

weiterführende Links:

sf-fan über Philip K. Dick


Dienstag, 22. März 2011

raus aus dem weltlichen Einerlei

"Christen machten sich nicht gemein mit der Welt, sie fühlten sich als ecclesia, das heißt ja: herausgerufen aus dem alltäglichen Einerlei. Aber gerade so wirkten sie ohne Berührungsängste in diese Welt hinein." [Osservatore]
, sagt Manfred Lütz, der mir grundsätzlich sympatisch ist. Hieberi dachte ich: Je! - genau so sehen das die Anthroposophen auch.

Samstag, 19. März 2011

Der abtrünnige Standpunkt

Einen interessanten Blick auf die Stimmenthaltung der Regierung zu der UN-Resolution gegenüber Lybien beschreibt Gregor Keuschnig. Dabei fällt seine Analyse polemisch aus. Da schwingt eine Menge  Zorn zwischen den Zeilen mit. Keuschnig nimmt in seiner Auseinandersetzung die Medien in den Blick, verschont nicht den politischen Gegner der Regierung und wundert sich über
"die skandalisierenden Reaktionen auf die Stimmenthaltung. Ich lese, dass man sich für Deutschland schämt. Soweit ist es schon gekommen, dass man sich für einen Außenminister schämt, der nicht mit Hurra-Gebrüll losballert?"
Er verurteilt die Interventionspolitik der Grünen im Besonderen, aber auch die Art der Kritik:
Der abtrünnige Standpunkt wird denunziert – darin sind sie denjenigen, die sie bekämpfen wollen, durchaus ebenbürtig. Es gibt nur noch schwarz oder weiß – wer nicht für sie ist, ist gegen sie.
Und plädiert selbst schließlich für eine präventive Außenpolitik:
Diese Politik verursacht letztlich Kriege: Das Packtieren mit Diktatoren, die zwar nicht unsere Freunde sind, aber das tun, was wir wollen. Wir denken nicht zu Ende. Wir denken nicht, was passiert, wenn das Volk diese Leute nicht mehr will.
Am Ende seines Artikels weist Keuschnig noch darauf hin, dass man sich, einmal begonnen, in der arabischen Welt weiteren Interventionen gegenüber sehen würde.

Meine eigene Position gegenüber der Enthaltung gegenüber der Resolution ist uneindeutig. Zum einen kommt sie generell zu spät. Vor dem Hintergrund der extrem langsamen Reaktion der arabischen Liga hinsichtlich der Anfrage an die Welt die Resolution zu verhandeln verbietet sich nach meinem Erachten sowieso eine Kritik hinsichtlich der Handlungsfähigkeit des Westens im Allgemeinen und der deutschen Position im Besonderen. Andererseits erfährt der Despot im Lybien derzeit, dass die Welt bereit ist zu zu sehen. Eine Erfahrung die sich für Gaddafi im Grunde nur bestätigt, er kennt dies schon aus den letzten Jahren.

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Politik der Halbwertzeiten

Wir haben hier in BW bald Wahlen. Deswegen möge man mir nachsehen, dass ich mich mit Innenpolitischen Themen beschäftige. Es ist ja letztlich üblich Menschen, die sich um ein Thema kümmern, welche auch ethische Implikationen haben vorzuhalten, sie sollten sich doch besser diesem oder jenem zuwenden. Ebenso solle man nicht auf Kosten anderer seine eigene Agenda durchsetzen wollen.

Wie will man aber unter all diesen Voraussetzungen dann überhaupt noch einen Diskurs führen? Es wird doch jetzt (erst) von der Regierung in Sachen Atompolitik gefordert einen breiten gesellschaftlichen Dialog zu führen (wieso wird dann seitens der Regierung das Parlament nicht daran beteiligt, sondern per Moratorium ergebnisoffen entschieden?). Atompolitik ist ein innenpolitisches Thema. Natürlich hat es auch eine internationale Komponente und der Staat und seine Vertreter haben die Aufgabe dies auf internationaler Ebene entsprechend zu bewerben. Für mich bleibt aber dennoch als Bürger nur die Handlungsmöglichkeit im eigenen Lande und ergänzend durch das Engagement in NGO's auf internationaler Bühne.

Was den Vorwurf der Rechthaberei angeht - damit kann ich ebenfalls dienen: Für mich ergibt sich keine Notwendigkeit die Bedrohung der Atomtechnologie neu zu bewerten. Das hat zum einen damit zu tun, dass ich kein Spezialist bin und nur dürftig informiert (was ich mit dem größten Teil der Bürger teile und - wie ich polemisch anmerken möchte - mit einem ebenso großen Teil der Politik. Aber dazu später mehr.) Deswegen war ich in Bezug auf die Situation in Deutschland auch nicht  beängstigter, als ich es ohnehin bin. Natürlich stellt sich die Frage nach einer Bewertung der Katastrophe. In innenpolitische Rage geriet ich erst, als ich die Bundesregierung panisch auf die Katastrophe reagieren sah. Warum?
  1. Eine Koalition, die bisher der Atomlobby den Weg geebnet hatte, geriert sich als Vorreiterin der erneuerbaren Energie. 
  2. Ab jetzt: Sicherheit vor Wirtschaftsinteressen. - Das ist kaum zu kommentieren.
  3. In der Bäumchen-wechsel-dich-Rethorik werden die Grünen und die Spd zu Bremsern des Atomausstiegs.
  4. Und Röttgen entdeckt jetzt, nach Japan, die ethische Dimension der Atomkraft (der Arme bekommt eine zweite Chance für eine Politik, die er schon einmal umsetzen wollte. Von der lahmen Ente zum energiepolitischen Macher?  Aber zu welch einem hohen Preis! Röttgen war mit der Laufzeitendebatte gescheitert. Jetzt ist er eine Brückenbminister. Er wird zum Garanten einer umsichtigen Umweltpolitik bis diese Regierung sich neuen Wahlen stellen werden muss. Ich mache mir nicht große Sorgen hinsichtlich der Zukunft dieser Regierung. Sie pflastert ihren Weg durch die Legislaturperiode mit politischen Fehlern mit gesellschaftlicher Wirkung, so dass genug bis in den Herbst 2013).
Nur ein paar Punkte.

Als mein Ärger nachlässt fällt mir auf, dass sich eine Verschiebung der Argumentationsfäden aus dem plötzlichen Ausscheren von der bisherigen Atomideologie der Koalitionsparteien ergibt. Es zeigt sich nämlich, dass der Weg, der ohne die Grünen undenkbar wäre, hin zu erneuerbaren Energien, weg von der Atomkraft eine zukunfts- und technik-freundliche Einstellung geworden ist. Ich werde mir wohl in Zukunft seltener anhören müssen ich sei ein Bremser? Ich wäre einer grünen Ideologie erlegen, wenn ich von Nachhaltigkeit spreche? Immerhin ein Gewinn!Es zeigt aber eben auch, das diese Koalitionsregierung nicht Zukunftsfähig ist. Sie erkennt die energiepolitischen Notwendigkeiten nicht und ist, siehe E10, Laufzeitenverlängerung, entweder unfähig ihre Politik zu verkaufen, oder - viel grundsätzlicher: unfähig eine Politik zu machen, die zukunftstauglich ist. Sie hat aber wohl von Guttenberg gelernt. Sie ist in der Lage zu Plagieren.

Noch etwas fiel mir auf. Die Umfragen zeigen, dass der Ausstiegswille in der Bevölkerung zugenommen hat. Was bedeutet das eigentlich? Meine Ablehnung empfand ich immer aus guten Gründen für konstant. Meine Empörung gegenüber der Regierungspolitik von vor drei Wochen war groß, aber die Erfahrung als Wähler für eine vernünftige umweltorientierte Politik, hat mich gelehrt geduldig zu sein. Wer hat denn da also die Seite gewechselt? Wem ist da die Kinnlade herunter gesackt? Frau Merkel wird mir recht geben, wenn ich da eine ganze Masse CDU-Wähler vermute, die bisher an die Mähr des Restrisikos glaubte.

Unter dieser furchterregenden Sonne

 Im Kunstmann Verlag erschienen, bin ich auf diesen kurzen Roman des Argentiniers Carlos Busqued in der ZEIT  aufmerksam geworden. Steht auf irgendeiner Short-List zur anstehenden Buchmesse. Mich hat das abgebildete Cover angemacht. Und der Titel.

Duartes sagt an einer Stelle im Roman: "..., es ist interessant zu sehen, wie weit ein Mensch gehen kann, oder was er alles mit sich machen lässt." Das liest sich jetzt, wo ich noch nicht ganz an das Ende des Buches gelangt bin wie das Konzept der Versuchs-anordnung die Busqued für seine Helden, den ewig bekifften Looser Cetarti, der sich von Duarte ausnehmen lässt, nichts selbst in die Hand nimmt, sondern alles nur geschehen lässt - auch mit sich selbst - und ständig Discovery Channel schaut, bereit hält.

Es ist ein außerordentlich hartes Buch. Sehr gut verknappt in seiner Erzählweise. Von Satz zu Satz und Szene zu Szene über meist nicht mehr als drei Seiten entwickelt sich hier eine trübe, beängstigende Welt. Bereits erlebt habe ich die verschwommene, weil bekiffte Wahrnehmung Cetartis, wie er seine Mutter und seinen Bruder in einer ungekühlten Leichenhalle identifizieren muss - ermordet von Lebensgefährten der Mutter, der sich dann selber richtet. Mit Cetrati musste ich mir die brutalen Darstellungen furchtbarster Pornographie über mich ergehen lassen, die er auf einem Video beim Modellflugzeug bauenden Duarte zu sehen bekommt (worauf auch der oben erwähnte Satz fällt) und schließlich abstellt (so bleibt wenigstens etwas Sympathie für den Helden erhalten).In meinem Kopf ist Cetarti mit Johnny Depp besetzt. Duarte wäre hervorragend mit Dennis Hopper besetzt. Und Lapachito, der Ort wo seine Familie stirbt und der Dreckskerl Duarte seine Geschäfte mit dem Jüngling Danielito macht ist eine Landschaft aus Mad-Max.

Bei aller Härte, nichts erscheint überflüssig bis hierher. Das wäre ja auch eine Schande bei nur 189 Seiten. [15.03.2011]

Zum Kauf des Buches kann ich empfehlen meinen persönlichen Buchhändler zu kontaktieren.

***
Ich habe das Buch heute fertig gelesen. Heute erst, weil mich das Erdbeben und die folgenden Katastrophen von meiner Lektüre abhielten. Dabei ist es ein schmales Bändchen. Es ist eine Gangstergeschichte. Die Handlung und die Gangster werden derart beiläufig erläutert und durch überraschende, weil kaum merkliche Wechsel der Perspektive ausgeleuchtet, dass man oft erst nach der Sequenz begreift was gerade geschehen ist. Busqued hat mit seiner Sprache ein retardierendes Moment erzeugt, was dem Leser selbst empfinden lässt, er sei dauerhaft stoned. So wie die unschönen Helden dieses Buches. [update]

Und ich bleibe dabei:  Kaufen!

Donnerstag, 17. März 2011

Cool

One Minute Puberty from bitteschön.tv on Vimeo.


Verdanke dieses Video Eugen Faust. Auch andere Fundstücke dort entdeckt. Zum Beispiel dieses Update.

Bildung im Netz

Michael Blume, den ich hier nebenan in meine Blogrolle (Natur des Glaubens) hineingestellt habe, aus Gründen, die ich vielleicht auch irgendeinmal erläutern werde, hat über einem tollen Menschen mit einer tollen Idee berichtet. Darin erzählt er die Geschichte von Salman Kahn, bzw. die Entstehungsgeschichte einer Lernplattform - KahnAcademy, die dieser Mann gegründet hat und viele tausend Anhänger gefunden hat und manche spendable Unterstützer. Ich erlaube mir hier nur das Ende zu zitieren, auch um Michael im Anschluss an das Zitat eine Antwort auf eine Frage (als kleine Gegenleistung) zu geben, der ein Religionswissenschaftler nie nicht ausweichen darf. Zunächst Michaels Übersetzung aus dem englischen Original:
Wenn Sie daran glauben, das Beste aus einer begrenzten Zahl von Jahren zu machen, die wir auf diesem Planeten haben (ohne sie für andere schlechter zu machen), wenn Sie denken dass Stolz und Selbstgerechtigkeit der Grund für den meisten Konflikt und Negativität sind, wenn Sie sich vor der Größe und dem Geheimnis des Universums klein fühlen, dann habe ich die gleiche Religion wie Sie.
 I share this!

Aber lest selbst...

Mittwoch, 16. März 2011

Brückenworte

BrückenTechnologie
BrückenMinisterpräsident
BrückenKanzlerin
BrückenUmweltminister
BrückenDoktor 
BrückenSteuer
BrückenPartner
Brückenpfosten

Das Geschwätz von Gestern I

Mappus über Röttgen am 14.03.2010 im Deutschlandfunk (Quelle: via faz.net):
„Was der Bundesumweltminister in den letzten Monaten abgeliefert hat, das würde sicherlich auch die Note befriedigend nicht erfüllen, denn es ist nicht das, was wir vor der Wahl zugesagt haben.“
Nach der Sitzung des CDU-Landesvorstandes in Stuttgart am Montag (den 15.03.2010 sagte er dann zu den Meinungsverschiedenheiten über die staatsrechtliche Frage, ob der Bundesrat einer Laufzeitverlängerung zustimmen muss, folgenden Satz: „Ich bin nicht mehr bereit, die Eskapaden des Bundesumweltministers zu akzeptieren“, die Kanzlerin möge ihn „zurückpfeifen“.
Ein Jahr her. Damals hatte Röttgen, obwohl nicht von mir gewählt, noch mein Vertrauen, weil es schien als würde er mit seinem Modell einer begrenzten Laufzeitverlängerung von anvisierten 8 Jahren zum einen den erreichten breiten gesellschaftlichen Konsens, den die rot-grüne Vorgängerregierung   vorbereitet und erzielt hatte, im Blick - zum anderen ging er der Forderung, die sich aus dem Koalitionsvereinbarung ergab ein. Ein gutes Stück Realpolitik. Ich hätte das mittragen können. Anders als jetzt die Spin-Doktoren einer panischen Regierung versuchen darzustellen, ist es schon lange auch Konsens bei den Ausstiegswilligen, dass es kein direktes Ausschalten geben kann. Naja. Dann ist er eingeknickt. Wie war das eigentlich noch mal? Jedenfalls muss E10-Röttgen nicht mit am Tisch gesessen haben, so wie der jetzt redet.

Achso, ist ja wirklich genau ein Jahr her! Was sagt denn Mappus die Woche?
„Kernkraftwerke, die nicht den erforderlichen Sicherheitsansprüchen genügen, werden abgeschaltet. Nicht in sieben Jahren, nicht in 15 Jahren, nicht in 20 Jahren, sondern sofort.“ via tagesspiegel
„Sollte sich eine bisher nicht bekannte Fehlerquelle herausstellen, werden alle nötigen Konsequenzen vorbehaltlos gezogen.“ via tagesspiegel
Er redet davon, dass man "keine Denkverbote" aussprechen dürfe, vom "nationalen Dialog".
Hm.
Mappus.
Sind das die Leute die uns morgen noch regieren sollten?
Menschen mit Weitsicht?
Aufrichtig?
Zukunftfähig?

Wie gut sind Verschwörungstheorien?

Sie sind um so besser, als sie wahrscheinlich sind. Ich verweise hier auf eine kleine Recherchearbeit zu dem Fall Joseph Oehmen von Gregor Keuschnig vom Blog Begleitschreiben, den ich auch am Rande verlinkt habe. Er zeigt den Weg eines Aufsatzes auf, der mittlerweile fröhlich zitiert wird und sich durch das Netz hindurch frisst. Keuschnig schließt  seinen Artikel wie folgt:
Auch im englischen Original gibt es mehrere Autoren. Hier ist zunächst ein gewisser Barry Brook der Verfasser. Es fehlen lediglich Oehmens Schlußfolgerungen. Auch Brook ist kein Unbekannter. Sein Aufsatz ist auch auf der Webseite "theenergycollectrive" verlinkt, die sich "powered from SIEMENS" gibt. ("The Energy Collective's mission enjoys the generous support of Siemens Corporation"). Dort schreibt Brook auch Artikel.

Die scheinbar so neutrale Darstellungsweise ist also gesponsert von der Energiewirtschaft. Zum Oehmen-Text wird das Pamphlet erst auf der Webseite "Nuclear Information Hub" des MIT. Den Hinweis auf eine Mitautorenschaft von Barry Brook unterbleibt dort. Bei EIKE ist es immerhin vermerkt. Bei der "Achse des Guten" fehlt sie wiederum.
Mich interessiert an dem kleinen Lehrstück zur Desinformation im Netz, wie leicht es doch ist sich im Netz das zu beschaffen, was man für die eigene Argumentation braucht. Selbst die selbsternannten Wächter des wachen Verstandes fallen also in die Recherchemaschen des Netzes. Offensichtlich ist in diesen Tagen niemand annähernd so gut wie er glaubt zu sein.

Dienstag, 15. März 2011

politikworte

Nach der großen Flutwellenkatastrophe bahnt sich eine atomare Katastrophe in Japan an, nein: sie ist im vollem Gange. Denn selbst wenn es am Ende dieser Havarien ein "glimpfliches" Ende geben sollte (im Vergleich zu was eigentlich? Tschernobil ist in Japan gerade nicht das Thema! Es geht um die Katastrophe nach der Kastrophe. Keine Zeit durchzuatmen und die Toten zu betrauern. Keine Zeit überhaupt zu sortieren was von der eigenen Existenz noch vorhanden ist. Das ist in jedem Falle unmenschlich) Und was wäre denn "glimpflich"? Ein Zurückgewinnen der Kontrolle wäre das mit Sicherheit. Ich las gerade, dass noch 50 Menschen in Fukoshima Dienst tun. Sie opfern sich um zu retten, was zu retten ist. Ich wünsche Ihnen, und bete, dass ihr Opfer den Menschen in Japan vor Schlimmeren bewahrt.

Gestern war der Tag der Politikerworte. Es positionieren sich alle rund um das Thema AKW. Ich habe mehrfach Kotzen müssen. Ich verliere die Geduld mit dieser Form der Opportunität der Granden. Nehmen wir ruhig auch die eine oder anderen Oppositionspolitiker mit rein.  Ich frage mich bloß für wie doof die Regierung mich eigentlich hält? Ich mein: man konnte doch lesen worum es vor Samstag, den 12.02.2011 ging? Die AKW's, die die Röttgens und Mappusse bis dahin für sicher hielten, sollen heute, wegen des Erdbebens neu bewertet werden? Am liebsten reden wir aber jetzt nicht darüber, denn das wäre pietätlos? Nicht parteipolitisch, in alten Gräben, sondern sachorientiert? Wer hat denn den Konsens aufgekündigt? Wer ist denn eingeknickt vor der hervorragenden Beratung seitens der Spezialisten von RWE? Röttgen, der jetzt auf betroffen macht, weil er vorher nicht den Mumm hatte seine Position durchzusetzen (gegen die Kanzlerin, die jetzt auch auf betroffen macht! Visionäre Politik sieht anders aus! Ach übrigens: gemeint ist nicht Betroffenheit gegenüber der Summe der Katastrophen in Japan, diese ist sicherlich authentisch - das nehme ich jedem ab -, gemeint ist jene Betroffenheit im Angesicht der öffentlichen Meinung, die da an den Tag gelegt wird, da jene Mahner, die bisher als technikfeindlich abgewiesen wurden plötzlich Gehör finden. Weil jene, die sich um eine energiepolitische Alternative suchten erst im Angesicht der Katastrophe von Fukushima bei den Betonköpfen von CDU und FDP so etwas wie den Schimmer einer Einsicht erkennen dürfen (wenn das alles nicht Teil eines verlogenen Spiels ist).

So, ich schreib dem Röttgen einen Brief. So einen betroffenen. Einem in dem ich meine Haltung aufgrund einer Situation, die so nicht absehbar war ganz neue Bewertungen nach sich zieht. Vielleicht lege ich den noch hier vor. Eine Antwort wird eh nicht kommen - zumindest nicht eine, die auf das eingeht was ich da sermonen werde. Was mich aber so aufregt ist dieses Getue um Sachlichkeit. Was die gerade machen ist Wort und Realitätsverdrehung. Allerdings liegen die Vorfälle "Ausstieg vom Ausstieg" und "Ausstieg vom Ausstieg vom Ausstieg" zu nahe beieinander.

wort um wort

Meinen Stellvertreter am Rande dieser Spalte lasse ich sagen: Wort um Wort ringe ich um die Welt.

Das klingt ziemlich groß, soll aber doch nur den Blickwinkel festlegen auf all das, was man aus diesem, wie ich finde dem bescheidensten Blickwinkel (nämlich aus sich selbst heraus) erkennen kann. Damit reihe ich erneut ein in die Reihe der Blogger (zu denen ich vormals zählte, als ich mich um ein Thema bemühte, das ich heute als abgearbeitet verstehe und dem ich mich nicht mehr verpflichtet fühle), denen schwerlich eine andere Perspektive zur Verfügung steht, als diese eine.

Es gibt sicherlich auch solche, die Spezialisten sind und als Spezialisten das Netz anreichern mit Anekdoten aus ihrem Fachgebiet. Oder jene die wahrhaft harte Informationen bieten, den Journalisten und Wissenschaftlern, dann natürlich aber auch (auf der anderen Seite der Medallie) Verschwörungstheoretikern, Politikern, Esoterikern, Fanatiker, Phobisten jeder Couleur. Deren Blick ist jedoch, wie ich glaube verstellt von all dem, was sie wissen und da schließe ich jetzt mal die Journalisten und Wissenschaftler mit ein. Sie sind in ihrem Blicken geschult, wie ein Maler der die Perspektive beherrscht und diese anwendet wenn er den Stift über das Papier gleiten lässt um eine Szenerie zu skizzieren.

Was die Betrachtung der Welt angeht verstehe ich mich der Summe der Spezialisten gegenüber wie ein Laie, ein Kind das den Stift schief hält, die Personen größer darstellt als die Häuser, dem Blumen zu Bäumen geraten und der Himmel zu einem blauen ausfransenden Strich am oberen äußersten Rand des Blattes. Wer also liest, was ich schreibe wird feststellen:

Ich habe keinen blassen Schimmer.

Montag, 14. März 2011

Japanische Bildwalze

 Mir kommen die Bilder so unwirklich vor, so wie auch die andauernden Nachrichten aus Japan. Zehntausende Tote. Ein Schule auf einer Anhöhe. Die Kinder haben die desaströse Welle kommen sehen. Sie mussten zusehen, wie unter ihnen ihre Heimat ausgelöscht wurde, mussten das Krachen und Tosen der Welle ertragen die Häuser ihrer Familien zu bersten brachte, den Arbeitsplatz der Eltern zerschmetterte, Autos, Busse, Lastwagen, Züge wie Spielzeugwagen auf warfen und nieder drückten - mussten sehen, wie die Menschen hinter den Windschutzscheiben vor Schreck erstarrten oder in sinnloser Verzweiflung sich zu befreien suchten um wohin zu fliehen?

Mich wundern immer wieder diese scheinbar leeren Straßen, bevor die Kamera auf die schwarze Flut schwenkt, die über die zehn Meter hohen Schutzwälle schwappt. Das ist eine so banale Welle die da ankommt, wenn man sie so von oben betrachtet. Da fahren zwei Wagen links aus dem Bild auf der Flucht vor den Wassermassen. Wahrscheinlich werden die Wagen bald den Boden unter den Rädern verlieren. Wo sind die Menschen?

Ich sehe sie Schlange stehen; ich sehe sie ihre Liebsten suchen; eine Frau fragt sich welchen Sinn ihr überleben überhaupt habe; wie kann man dort im Angesicht einer solchen Katastrophe überhaupt überleben, wenn man dem Tod davongekommen ist?  Und wie steht man die Belastung durch die jetzt als Strahlen auf die Menschen niedergeht? Ich denke auch an die Verantwortlichen, die jetzt etwas leisten müssen, was undenkbar ist. Sie müssen organisieren, beschützen, abwägen, informieren und beruhigen. Und die Japaner ertragen all das scheinbar stoisch.

Ich habe die letzte Zeit immer wieder sehen müssen, was tausendfach wiederholt wurde. Ich konnte die Augen nicht abwenden. Aber ich habe nichts verstanden. Man fühlt Machtlosigkeit.