Montag, 28. März 2011

Der Kumpel

 Diesen kleinen Fund habe ich wie einen Schatz gehoben. Hier unten im ländlichen Raum wird Papier dezentral in großen Containern gesammelt. Man steigt auf ein kleine Stahltribühne und wirft von oben sein Mischpapier auf das der Nachbarn und Mitbürger. Aus dem Augenwinkel, mit ungenauer Aufmerksamkeit, erspähte ich das Cover eines Taschenbuches in dem Wust aus Papieren und Zeitschriften. Als erstes sprang mir der Verlag "rororo" in die Augen und die klassische beige Farbe dieser Reihe. In großen Lettern über dem Titelbild der Autor: John Updike! Muss ich haben! In der Nachlese, nachdem ich mit einem langen Stab das Buch aus dem Meer vermischter Druckmittel gefischt habe, stelle ich den Titel fest: Amerikaner und andere Menschen/ Essays. Passt wunderbar in meine Absicht mich diesem Autor endlich mal 
zu zuwenden. Und dann habe ich den ersten Essay aus der 
Sammlung "Interviews mit zu wenig berühmten Amerikanern
gelesen. Daraus widme ich dieses Zitat meinem Freund.

Der Kumpel ist wie Nebel, wie eine Pfütze. Seinetwegen läuft der Rückspiegel an, er ist das dankbar hinuntergeschüttete Glas Wasser am Spülbecken in der Küche. Wie auf dem Meer gibt es einen Horizont der Melancholie, der zurückweicht und nicht überfahren werden kann, auch wenn man tagelang in hartnäckigem Schweigen segelt, während die Takelage knarrt, die Wellen gegen den Bug klatschen und eine einzelne Möwe vom Heck abhebt. Seine Schönheit besteht darin, dass er diesen Horizont in einem eröffnet. Denn wenn er dein Kumpel ist, bist du seiner. Die männliche Wüste in uns grenzt an die seine. Er ist eine Fata Morgana.



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