Samstag, 19. März 2011

Unter dieser furchterregenden Sonne

 Im Kunstmann Verlag erschienen, bin ich auf diesen kurzen Roman des Argentiniers Carlos Busqued in der ZEIT  aufmerksam geworden. Steht auf irgendeiner Short-List zur anstehenden Buchmesse. Mich hat das abgebildete Cover angemacht. Und der Titel.

Duartes sagt an einer Stelle im Roman: "..., es ist interessant zu sehen, wie weit ein Mensch gehen kann, oder was er alles mit sich machen lässt." Das liest sich jetzt, wo ich noch nicht ganz an das Ende des Buches gelangt bin wie das Konzept der Versuchs-anordnung die Busqued für seine Helden, den ewig bekifften Looser Cetarti, der sich von Duarte ausnehmen lässt, nichts selbst in die Hand nimmt, sondern alles nur geschehen lässt - auch mit sich selbst - und ständig Discovery Channel schaut, bereit hält.

Es ist ein außerordentlich hartes Buch. Sehr gut verknappt in seiner Erzählweise. Von Satz zu Satz und Szene zu Szene über meist nicht mehr als drei Seiten entwickelt sich hier eine trübe, beängstigende Welt. Bereits erlebt habe ich die verschwommene, weil bekiffte Wahrnehmung Cetartis, wie er seine Mutter und seinen Bruder in einer ungekühlten Leichenhalle identifizieren muss - ermordet von Lebensgefährten der Mutter, der sich dann selber richtet. Mit Cetrati musste ich mir die brutalen Darstellungen furchtbarster Pornographie über mich ergehen lassen, die er auf einem Video beim Modellflugzeug bauenden Duarte zu sehen bekommt (worauf auch der oben erwähnte Satz fällt) und schließlich abstellt (so bleibt wenigstens etwas Sympathie für den Helden erhalten).In meinem Kopf ist Cetarti mit Johnny Depp besetzt. Duarte wäre hervorragend mit Dennis Hopper besetzt. Und Lapachito, der Ort wo seine Familie stirbt und der Dreckskerl Duarte seine Geschäfte mit dem Jüngling Danielito macht ist eine Landschaft aus Mad-Max.

Bei aller Härte, nichts erscheint überflüssig bis hierher. Das wäre ja auch eine Schande bei nur 189 Seiten. [15.03.2011]

Zum Kauf des Buches kann ich empfehlen meinen persönlichen Buchhändler zu kontaktieren.

***
Ich habe das Buch heute fertig gelesen. Heute erst, weil mich das Erdbeben und die folgenden Katastrophen von meiner Lektüre abhielten. Dabei ist es ein schmales Bändchen. Es ist eine Gangstergeschichte. Die Handlung und die Gangster werden derart beiläufig erläutert und durch überraschende, weil kaum merkliche Wechsel der Perspektive ausgeleuchtet, dass man oft erst nach der Sequenz begreift was gerade geschehen ist. Busqued hat mit seiner Sprache ein retardierendes Moment erzeugt, was dem Leser selbst empfinden lässt, er sei dauerhaft stoned. So wie die unschönen Helden dieses Buches. [update]

Und ich bleibe dabei:  Kaufen!

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