Donnerstag, 14. April 2011

Haruki Murakami - Gefährliche Freundin

Ich muss kurz berichten, dass ich gerade wieder eine Lektüre abgeschlossen habe. Erfolgreich! Warum eigentlich erfolgreich? Vielleicht weil mich die Geschichte tief getroffen hat? Das hin und her der Erzählung an deren Ende man kaum noch weiß ob die Erfahrung der beschriebenen Liebesgeschichte real oder über die Realität hinaus weist. Jedenfalls bekommt man einen Blick auf die Welt geliefert, der komplexer ist, als die Sprache und der Satzbau zunächst vermuten lassen. Es ist wohl die große Kunst von Murakami, dass er in einer scheinbar lapidaren Sprache, die Geschichten wie beiläufig erzählt, vielleicht als Thekengespräch und immer mit einem Soundtrack für das geistige Ohr?

Diesmal habe ich "Gefährliche Freundin", btb, gelesen. "Naokos Lächeln", "Kafka am Strand" und seinen Läuferbericht (alle bei btb) habe ich bereits hinter mir. Natürlich hinke ich zeitlich wieder einmal weit hinterher. Der Hype ist vorbei, der Autor längst im Olymp. Dieses neue Buch, so mein Buchhändler enttäuscht. Murakumis Vexierspiel geht dort so weit, dass der Leser, in diesem Fall der Buchhändler, davon ausgeht M. habe das Buch ganz wirklich nicht selbst verfasst, wodurch aber auch die Qualität des Werkes deutlich leide. Aber so weit bin ich lange noch nicht: meine Liste der Bücher, die ich von ihm lesen möchte, reicht derzeit noch zurück und nicht in die Gegenwart (er hat bereits unglaublich viel produziert).

Die gefährliche Freundin reicht auch zurück, ist eine Erinnerung an die Kindheit des Helden, entführt ihn in seine Vergangenheit und droht ihn aus seiner gut laufenden Ehe heraus zu reißen, seinem beruflichen Erfolg mit zwei gut laufenden Cocktail-Bars und weg von seinen zwei kleinen Töchtern. Die femme fatal taucht irgendwann in einer seiner Bars auf und die beiden nehmen ihre Beziehung wieder auf. Mit zwölf Jahren waren sie ein bereits seltsames Paar. Zwei Einzelkinder in einer Welt, in denen Einzelkinder noch ein seltsames Phänomen waren, fühlten sie sich zueinander hingezogen und verloren sich dann wieder aus den Augen. Murakami erzählt den Werdegang des jungen Mannes, von seinen Enttäuschungen und Fehltritten, den Jahren unausgefüllter Einsamkeit, bis hin zu der Begegnung mit seiner Ehefrau. Und immer wieder taucht die Freundin als Erinnerung auf, als Vergleich, als Schemen und einmal sogar meint er sie in Tokio auf der Straße zu erkennen und folgt ihr.Sicherlich drängt sich zu jeder Zeit in dem Buch die Wahrnehmung auf, dass hier einer mit einem Phantom ringt, einer Besessenheit und ganz vielleicht sogar um die Überwindung der Pubertät. Vor dem Leser wird die Midlifekrise eines 37-40 Jährigen mal exemplarisch durch dekliniert.Vielleicht liegt deswegen die Kraft der Geschichte in ihrer wagen Realität. Am Ende kann der Held nicht mehr recht sagen, ob die scheinbar erlebte Liebesbeziehung zu der Kindheitsliebe tatsächlich auch geschehen ist.

Das Buch belohnt den Leser mit einer wunderschönen Liebesgeschichte und einigen Erkenntnissen über das Leben, die Wirklichkeit und über das wahrscheinlich  einige Zeit Warten. Und den Regen...


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen